Heiße Pfingsttage und der Wahnsinn auf dem Wasser

Pfingsten 2014, 30° im Schatten und kein kühlender Wind. In Berlin schien der Asphalt zu dampfen. Wer irgendwie mit irgendwas aufs Wasser kam, tat das in der Hoffnung auf Erfrischung. In der Windstille hingen die Segel der Segelboote matt herunter. Das Wasser wirkte beinahe ölig. Viele Boote lagen vor Anker. Auf ihnen dösten Erholungssuchende und sprangen gelegentlich ins Wasser. Es war zu heiß für andere Aktivitäten.

Ankern in der Hitze
Ankern in der Hitze

Jedoch hatte ich auf meinem Boot eine Auseinandersetzung mit dem Motor und dem dazugehörigen Handbuch. Diverse Wartungsarbeiten waren überfällig. Schraubenschlüssel statt Schwimmnudel. Es hätte gerne 10° kühler sein können.

Die Umwelt war nicht zu ignorieren. Ungewöhnlich viele kleine Boote mit hochtourigen Motoren ließen es nicht zu. Kleine Angelkähne voll beladen mit dicht an dicht sitzenden Menschen und Antrieben, die so stark lärmten, dass die Passagiere ihnen nur mit bierseliger Stimme standhalten konnten. Kaum vorstellbar, dass dies Spaß machte, doch der Mensch ist anpassungsfähig und nimmt gelegentlich, was kommt, selbst wenn es eine ungemütliche Tour mit schweißnassem Körperkontakt ist.

Bier hilft in solchen Fällen. Die Flaschen wurden fröhlich geschwenkt. Stand hierbei die Führerscheinfreiheit bis 15 PS Pate? Die kleinen überlauten Motoren und die Unbekümmertheit im weithin sichtbaren Umgang mit Alkohol an Bord ließen dies vermuten.

Daycruiser mit Dame und lautem Motorgeblubber
Daycruiser mit Dame und lautem Motorgeblubber

Die Kombination aus großer Hitze und Feiertagen schien diverse Vorschriften außer Kraft gesetzt zu haben. Vereinzelt wurden Gasthebel nach vorne gelegt, wo mäßige Geschwindigkeit angesagt war. Kleine Boote mit starken Außenbordmotoren erzeugten unglaubliche Wellen, die sich im Spritverbrauch niederschlugen. Ein eleganter Daycruiser erschien. Ein Mann saß am Steuer; die Bikinidame lag stilgerecht auf dem Vordeck. Damit keiner diese Show verpasste, wurde der kraftstrotzenden Motor, der vergeblich auf schnelle Fahrt hoffte, arg gezügelt und blubberte laut im langsam fahrenden Boot.

Von der benachbarten Insel drang ‘Griechischer Wein’ herüber. Offenbar fand auf Reiswerder ein Pfingstfest statt. Stundenlang wurde die Umgebung Kreis beschallt, doch die musikalische Schrebergartenmischung war erträglich. Mit ‘Marmor Stein und Eisen bricht …’ ging es weiter.

Jet Ski. Laut und vorschriftswidrig
Jet Ski

Vor der Rettungsstation des Arbeiter-Samariter-Bundes fuhr ein JetSki mit einem Erwachsenen und zwei Kindern mit roten Rettungswesten. Er gab das Zeichen zum Aufbruch. Anker hoch und ab in den Heimathafen. Beinahe fand ich das Basteln am Motor meines Bootes gut, denn der pfingstliche Wahnsinn auf dem Wasser gab mir das Gefühl, nicht wirklich etwas verpasst zu haben.

4 Gedanken zu „Heiße Pfingsttage und der Wahnsinn auf dem Wasser

  1. Wenn die Kommentare nicht permanent so miesmacherisch und meckerig daher kämen, fände ich den einen oder anderen davon sicher unterhaltsamer.
    Ich finde allerdings, dass Sie hier doch etwas sehr häufig einfach nur Rumjammern, wohl wissend, dass Sie an der neuen Situation des fast rechtsfreien Raums auf dem Wasser ohnehin nichts ändern können. Das hört sich für mich immer so an als ob mein Vater den Finger erhebt und mahnt und schimpft wie schlimm alles ist.
    Wir wäre es mal mit etwas mehr Positivismus? Das Wasser ist doch für alle da und nicht nur für Ruhe suchende und gesetzte ältere Herrschaften.
    Ich selbst mag auch eher das Ruhige am Wassersport, aber vielleicht denken sie trotzdem mal drüber nach.
    Ansonsten können Sie natürlich auf Ihrem eigenen Blog schreiben was Sie wollen, ich bin ja nicht gezwungen es zu lesen. Nur leider komme ich halt immer wieder weil doch auch sehr lesenswerte Artikel dabei sind… 😉

    Viele freundliche Grüße
    Booton

  2. Sehr geehrter Herr Gade,

    ich gebe ihnen hiermit recht, das am Pfingstwochenende eine Art Ausnahmezustand an und auf den Berlinern Gewässern herrschte, allein die Wasserretter am Tegeler See und der Oberhavel haben an diesem verlängerten Wochenende mind. 22 Einsätze erfolgreich bewältigt. Viele Einsatzkräfte haben ihr gesamtes freies Pfingstwochenende in ständiger Einsatzbereitschaft auf einer Wasserrettungsstation verbracht, d.h. 72 Stunden am Stück, um für die Sicherheit auf den Berliner Gewässern zu sorgen, ehrenamtlich ohne Bezahlung!
    Selbstverständlich gibt uns dies nicht das Recht andere Wassersportler in ihrer Freizeit zu belästigen, dafür möchten wir uns bei Ihnen entschuldigen und werden in Zukunft diese Art von Fahrten unterlassen.
    Ich möchte Sie nur darauf hinweisen, dass Sie sich auch direkt an die Wasserrettungsstation hätten wenden können, wir hätten diese Fahrt, die maximal eine halbe Stunde andauerte, sofort beendet, so das Sie wegen uns nicht Ankeraufgehen mussten.
    Ich würde Sie hiermit bitten, den veröffentlichen Artikel wieder zurückzunehmen oder um diese Antwort zu erweitern, da Ihre Darstellung die Arbeit des Wasserretttungsdienstes in ein falsches Licht rückt, denn es handelte sich bei dieser Fahrt um eine Werkstattfahrt, die notwendig war um die Einsatzbereitschaft unsers Wassermotorrad, dass an diesem Tag erst ins Wasser gesetzt wurde, festzustellen. Die Kinder die sich mit an Bord befunden haben, gehören zu Stationsmitgliedern, die ihre freie Zeit ebenfalls für den Wasserrettungsdienst opfern.
    Falls Sie noch Fragen oder Anmerkungen zu diesen oder anderen Themen haben, würde ich Sie bitten mich direkt anzusprechen (Mail: fdl-wrd@asb-berlin.de oder Tel.: 01731542253), ich kann ihnen auch eine Besichtigung der Wasserrettungsstation Saatwinkel anbieten, damit ich ihnen die Arbeit des Wasserrettungsdienstes näher bringen kann.

    Mit freundlichen Grüßen

    Fabian Panther
    Fachdienstleiter Wasserrettungsdienst
    im Arbeiter- Samariter- Bund Berlin e.V.

  3. An heißen Feiertagen ist immer viel los auf dem Wasser. Doch der Tegeler See ist gar nichts gegen das Gewässer zwischen Wannsee und Kladow. Dort geht es richtig ab.

  4. Wir waren Pfingsten an dem kleinen Badestrand am Tegeler See ganz in der Nähe der ASB-Station. Die Anwesenheit der Retter direkt vor der Nase und deren Kollegen vom DLRG ein Stückchen weiter entlang des Ufers ist immer beruhigend. Im Notfall ist Hilfe schnell zur Stelle. Im vergangenen Jahr suchten Taucher des DLRG nach einem Schlüsselbund, das einer Dame auf dem Fähranleger zur Insel Reiswerder ins Wasser gefallen war. Ein Taucher des DLRG fand die Schlüssel und gab sie der überglücklichen Dame. Es wurde nichts berechnet. Die Boote vom DLRG und vom ASB sind auf dem Tegeler See sehr präsent und helfen gerne, dafür sind wir dankbar. Macht weiter so!
    Ungeachtet davon ist die inzwischen gelöschte Kritik von T. Gade am JetSki nachvollziehbar. Er war laut und hat auch uns gestört. Eine notwendige Werkstattfahrt zu Pfingsten mit zwei Kids hinten drauf ist sehr unglaubwürdig.
    Ich wünsche euch allen einen schönen Sommer.

    Sunny

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