Feuer in der Marina Lanke

“Hallo, wir müssen Ihnen leider mitteilen, dass Ihr Boot abgebrannt ist.” Welcher Booteigner möchte diese Nachricht hören? Doch manchmal passiert es. Die Berliner Bootszene kann sich gut an den Brand in der Marina Lanke im Januar 2011 erinnern. So ein Ereignis spricht sich herum unter den Bootseignern und treffen kann es jeden. Denn im Winter stehen die meisten Sportboote an Land. Üblicherweise dicht an dicht in vollgestellten Hallen oder auf den Grünflächen der Marinas.

Viele Boote bestehen aus allerlei brennbaren Stoffen und haben Treibstoff und Öl an Bord. Fest eingebaute Treibstofftanks sind randvoll, weil die Eigner glauben, dass so Korrosionserscheinungen verhindert werden. Zudem gibt es zahlreiche Gasflaschen für Herdplatten und Kühlschränke. Zudem sind auf vielen Booten diverse brennbare Flüssigkeiten zum Reinigen und für andere Zwecke vorhanden. Die Planen, unter denen die Boote den Winter verbringen, sind nicht gerade zur Vermeidung von Bränden geschaffen. Das Kunststoffgewebe ist leicht entflammbar. An Brandbeschleuniger fehlt es nicht in den Winterlagern der Boote. Gelegentlich kommt es durch handwerkliche Arbeiten an den Booten zu Bränden. In Bootshallen wird geschweißt, Rümpfe abgeschliffen, mit Trennschneidern gearbeitet und mit lösungsmittelhaltigen Stoffen hantiert. Es kommt zu Funkenflug in Umgebungen mit feinem Holzstaub und mitunter ist die glimmende Zigarette einer besonders vertrauensseligen Personen neben offenen Dosen oder mit lösungsmittelhaltigen Stoffen getränkten Lappen der Auslöser. Die Hafenmeister achten auf das Treiben ihrer Kunden. Dennoch finden solche Arbeiten an den Booten statt. Sie gehören zum normalen Pflege und wer sie nicht zulässt, verliert seine Kunden. Zugeständnisse und Kompromisse sind auf jedem Bootsgelände alltäglich.

Doch der Brand im Jahre 2011 in der Marina Lanke soll vorsätzlich gelegt worden sein. Eine große Bootshalle mit vielen eingelagerten Yachten brannte ab. Das Verwaltungsgebäude war ebenfalls betroffen. Von Brandstiftung war die Rede, doch die Täter wurden nie gefunden. Wenige Jahre zuvor war ein Brandanschlag auf die zur Marina Lanke gehörende Wassertankstelle verübt worden.  2011 baute das Ehepaar Twelkmeyer, die Eigentümer, eine neue Halle und ein neues Verwaltungsgebäude. Drei Jahre später, im März 2014 gab es einen neuen Großbrand auf dem Gelände. Die neue Bootshalle ist eine Ruine und circa 50 Boote verbrannten nahezu vollständig. Wieder gehen die Ermittler von vorsätzlicher Brandstiftung aus.

Marina Lanke
Marina Lanke

Die Serie der angeblich mutmaßlich verursachten Brände in der Marina Lanke werfen die Frage auf, was dahinter steckt. Ein Einzelfall könnte als die Tat von Einbrechern oder als einem aus dem Ruder gelaufenen Streich von Jugendlichen betrachtet werden, doch die Kette der Ereignisse lässt vermuten, dass es um mehr geht.  Die Marina Lanke, 1898 als Werft gegründet, ist ein Familienunternehmen in dritter Generation. Sie hat 270 Stegliegeplätze für Sportboote in allen Größen, eine Charterflotte, einen Reparaturservice und mehr. An der Havel innerhalb Berlins ist sie die Referenz-Marina der Hauptstadt. Der ADAC und andere Einrichtungen, die sich im Wassersport präsentieren möchten, wählten sie zum Stützpunkt. Wer ein neues Hausboot präsentieren möchte oder ein Verfahren zur Reinigung von Unterwasserschiffen im Wasser, kommt um eine Präsenz in der Marina Lanke nicht umhin. Seit dem Fall der Berliner Mauer vor knapp 25 Jahren hat sich im Berliner Wassersport eine Menge getan. Auf der einen Seite gibt es die Marinas an der östlichen Spree bis hin zum Müggelsee. Sie sind durch den langen Teltowkanal oder durch eine längere Fahrt auf der dichtbefahrenen Spree und dem Landwehrkanal von dem attraktiven Havelrevier mit dem Wannsee, den reizvollen Gewässern Potsdams und folgenden seenartigen Verbreiterungen vom attraktiveren Teil des lokalen Wassersportreviers getrennt. Die Marina Lanke hingegen befindet sich in einer idealen Lage unterhalb der Schleuse Spandaus, am Beginn der breit werdenden Havel und gut erreichbar mit dem Auto und öffentlichen Verkehrsmitteln. Von hier bis Brandenburg stört keine Schleuse das Fahrvergnügen. Das Revier ist hervorragend erschlossen und landschaftlich reizvoll.

Vielleicht liegen die Motive für die Brandanschläge in dieser Situation. Das gute Renommee der Marina Lanke, ihre ideale Lage und ihr hoher Bekanntheitsgrad bedeuten einen erheblichen Vorteil in der Wassersportwirtschaft Berlins. Wer den neuen Altstadthafen Spandaus mit der Marina Lanke vergleicht, wird Ersteren schon wegen des fehlenden Geländes an Land nicht ernst nehmen. So mag es auch anderen Marinas gehen, die mit bedeutenden Investments eingerichtet wurden und sich im Markt behaupten müssen.

Wurde die Marina Lanke deswegen zum Schauplatz von Brandanschlägen? Mehrere unaufgeklärte Brände mit hohen Sachschäden haben zur Folge, dass die zukünftige Versicherung für Gebäude und Anlagen der Marina Lanke nur gegen hohe Gebühren möglich ist, falls die Versicherer nicht generell abwinken. Gleiches kann den Schiffseignern passieren, welche die Marina Lanke als Heimathafen angeben. Das daraus entstehende Risiko für neue Investitionen ist beträchtlich. Weiterhin wird die Marina Lanke nach zwei so dicht aufeinanderfolgenden Großbränden unter den Berliner Bootseignern nicht mehr als sicherer Hafen betrachtet werden. Wer heute einen Liegeplatz sucht, überprüft entsprechende Angebote im Internet. Die Großbrände in der Marina Lanke werden noch lange auf den vorderen Plätzen der Ergebnislisten stehen.

2 Gedanken zu „Feuer in der Marina Lanke

  1. Interview mit Bootseignern und mit den Besitzern der Marina Lanke. Ein Video der Berliner Morgenpost bei YouTube.

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