In der wasserreichen Hauptstadt Berlin gibt es tatsächlich bewohnte Inseln, die nur mit Schiffen zu erreichen sind. Die Eilande sind rundum vom Wasser umgeben. Es existieren keine Brücken zum Festland. Dazu zählt die an der der Havel gelegene Insel Valentinswerder mit 26 angemeldeten Einwohnern und zahlreichen Schrebergärtnern, Campern und Anglern. Die Insel ist 800 Meter lang und 370 Meter breit. Ein Blick auf das Satelittenfoto von Google Earth zeigt eine dorfähnliche lockere Ansammlung von festen Häusern und zwei Marinas für Sportboote. Unter den Bäumen am Ufer sind diverse Lauben, die durch die Blätter dem Blick aus dem All verborgen bleiben. Valentinswerder gehört zu einer Inselgruppe, zu der Baumwerder, Maienwerder und Scharfenberg zählen. Sie liegen, je nach Betrachtungsweise, am Ein- oder Ausgang des Tegeler Sees. Valentiswerder liegt bereits am Fluss Havel.
Wer in Tegel, im ‘Saatwinkel’, auf den See oder die Havel blickt, wird eine kleine Fähre wahrnehmen, die Personen mit oder ohne Fahrrad zwischen Festland und den Inseln hin und her transportiert. Auf den Inseln ansässige Leute haben in der Regel kleine offene Boote mit Außenborder, um die kurzen Distanzen auf dem Wasser zurückzulegen. Doch gelegentlich stellt sich die Frage, ob man mit dem Auto rüber kommt. Mitunter ist ein PKW auf einer der Inseln zu sehen. Wie kommt es dorthin?
An einem sonnigen Tag im März saßen wir auf der Spitze der Landzunge ‘Auf der Hallig’ und beobachteten das Treiben auf dem Wasser. Noch waren nur wenige Sportboote unterwegs. Die meisten lagen noch unter Planen an Land. Auf der Havel näherte sich von Spandau kommend eine Autofähre und fuhr zu einer Betonrampe am Ufer der Insel Valentiswerder. Dort stand ein einzelner größerer Personenkraftwagen. Die groß wirkende Fähre ‘Hol über II’ erreichte das Ufer und das Auto fuhr an Bord. Die Fähre legte ab und bewegte sich auf der Havel in nördliche Richtung.
Mit Sicherheit war das kein regelmäßiger Fährdienst und es mutete seltsam an, dass ein Schiff in dieser Größe den individuellen Fährdienst für einen einzelnen PKW übernommen hatte. Wie ging das und wie teuer war die Aktion? Die Recherche im Internet führte rasch auf die Website der Familie Buchardi, die im Jahre 1961 eine Autofähre kaufte und zwischen Spandau und Tegel einsetzte. Telefonisch erfuhren wir, dass die Fähre für 90 € pro Stunde mit Schiffsführer zu chartern sei. Mit zwei Stunden müsse der Auftraggeber in dem regionalen Bereich inklusive An- und Abfahrten rechnen. Für ein einzelnes Fahrzeug ist das happig, aber nicht für eine organisierte Sammelbestellung, denn es passen etliche PKW auf die Autofähre.
Auf der Havel begegnete die Autofähre ‘Hol über II’ der Personenfähre ‘Odin IV’, die ebenfalls von Buchardi betreiben wird.