Die Havarie des Angelkahns

Vor dem Schilfgürtel an der nordöstlichen Spitze der Insel Scharfenberg im Tegeler See dümpelte ein kleines Motorboot. Drei Herren standen im Wasser um das kleine Fahrzeug und schöpften Wasser aus dem Bootsinneren. Ein großer Hund stand im Boot. Die Habseligkeiten der Herren lagen auf dem Vordeck. Ich fuhr mit meinem Boot heran; mein Tiefenmesser begann zu warnen. Es wurde flach. Meine Blicke und Handzeichen wurden ignoriert. Die Herren waren nicht in glücklicher Stimmung, aber auch nicht in Not. Sie wären durch den Schilfgürtel nach wenigen Metern auf die Insel gelangt oder hätten ihn im flachen Wasser umgehen können. Dem Überwasserhalten ihres kleinen Bootes, ein Angelkahn ähnlich oder des Typs Anka, mit einem 5 PS Außenbordmotor maßen sie eine höhere Priorität bei. Diese Kähne aus GFK sind durch zwei Luftkammern praktisch unsinkbar, sofern man jene nicht mit Klappen versieht, um Stauraum zu schaffen. Die kleine Nussschale, ein Schönwetterboot optisch durch eine Sichtscheibe und ein kleines Vordeck über die Spitze in die Nähe eines Kajütbootes gebracht, war mit den drei Männern, einem Hund und ihrem Gepäck bei kräftigem Wind auf dem Tegeler See unterwegs gewesen. Viel fehlte nicht, um bei kabbeligem Wasser und gelegentlichen kräftigen Wellen, die irgendein Motorboot erzeugt haben mochte, einen ordentlichen Schwapp über die Bordwand zu bekommen. Es wehte ein kräftiger Wind mit gelegentlichen Böen. Beim Ausfall des Motors, ohne Paddel an Bord, wurde so ein Boot an das nächste Ufer getrieben. Ärgerlich, aber kein echtes Problem auf diesem Gewässer, sofern man keinem Binnenschiff in die Quere kam.

Angelkahn am Schilfufer
Angelkahn am Schilfufer

Die Herren blickten immer wieder in eine bestimmte Richtung. Sicherlich hatten sie Hilfe gerufen und erwarteten das Eintreffen eines Kollegen aus einem Angelverein. Die unglücklichen Mienen mochten die Reaktionen der Vereinsfreunde vorwegnehmen. Ganz in der Nähe gab es zwei Stationen vom DLRG und eine vom Arbeiter-Samariter-Bund. Der Tegeler See war gut mit Rettungsdiensten versorgt. Alle paar Minuten fuhr ein Rettungsboot vorbei. Ich konnte nichts tun. Mein eigenes Boot hatte einen Tiefgang von 65 cm und eine elektrische Pumpe zum Überreichen war nicht an Bord. Andere Boote fuhren vorbei, verlangsamten, die Besatzungen guckten, ob Hilfe notwendig war, kamen zum Schluss, dass hier nichts Ernstes vorlag und setzen ihre Fahrt fort. Ins flache Wasser direkt am Schilfgürtel mochte keiner fahren.

Ein Gedanke zu „Die Havarie des Angelkahns

  1. Die Aufnahme mit dem Teleobjektiv stellt die Situation so dar, als ob eine Flutwelle auf die drei zurollt. Denen ist wahrscheinlich der Motor ausgefallen und die Wellen brachen sich an der Bordkante. Hätten die drei den Kahn nicht am Schilf vorbei an Land ziehen können? Die Männer sehen kräftig aus und das Boot schwamm.

    Jens

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