Die erste Fahrt auf dem ‘neuen’ Motorboot

22. 4. 2011. Revier Berlin / Brandenburg. Karfreitag. Sommerliche Temperaturen, ein wolkenloser Himmel, Windstärke zwei – der perfekte Tag über die Ostertage, um die diesjährige Wassersportsaison zu beginnen. In den Tagen zuvor waren die Kräne und Slipanlagen im Einsatz. Durch emsige Aktivitäten in den Vereinen und Marinas liegen die Boote betriebsklar im Wasser.

Wir haben ein Boot erworben. Gestern wurde der Kauf abgeschlossen. Wir packen die Sachen und machen uns auf den Weg zum Bootshaus, um die erste Fahrt zu unternehmen. Ein bischen mulmig ist uns dabei; es ist die erste Fahrt ohne Fahrlehrer oder erfahrene Begleitung. Hoffentlich haben wir uns alles gut gemerkt und kriegen den Motor an. Meine Begleiterin hat einen alten Rettungsring um den Hals schleppt zwei Taschen über den Steg zum Boot. Zuerst untersuchen wir es gründlich. Es gibt viele Stauräume, in denen allerlei Dinge von den Vorbesitzern zu finden sind. Sogar Ersatzkeilriemen für den Motor und die Lichtmaschine sind neben einigen Dichtungen vorhanden. Ist das ein gutes oder schlechtes Zeichen?

Meine Begleiterin begibt sich mit einem Boothaken auf das Vorschiff. Ich experimentiere mit dem Startmechanismus bis der Motor tatsächlich läuft und nehme den anderen Boothaken. Die Kommunikation über die nun zu erfolgenden Handlungen ist noch nicht ausgereift. Aber irgendwie bekommen wir das Boot so aus dem schmalen Liegeplatz ohne ein anderes zu berühren und es günstig zum Auslaufen liegt. Während ich bei geringster Fahrstufe den Kurs zwischen einigen Stangen aus dem Hafen aufnehme, klappt meine Begleiterin unbekümmert die vordere Aussttiegsklappe hoch, um nach hinten zu kommen. Dadurch wird die Sicht nach vorne versprerrt, doch ist der Kurs in Ordnung; keine Stange wird geschrammt.

Fahrt auf einem Kanal
Fahrt auf einem Kanal

Die Fahrt beginnt im Pohlesee und führt durch einen engen Kanal in den Stölpchensee. Das Verhalten des Bootes ist ungewohnt. Wenn nun bloß kein Ausflugsdampfer kommt! Es kommt keiner. Dafür wird nach der Durchquerung des kleinen Stölpchensee an der Einfahrt zu nächsten Kanal in den Griebnitzsee eine Tafel entdeckt, welche die Durchfahrt regelt. Nur zur vollen Stunde bis 20 Minuten danach dürfen Boote mit mehr als 2 Meter Breite in die gewünschte Richtung durchfahren. Das Boot wird in der Einfahrt aufgestoppt. Wer rechnet mit sowas? Der Blick auf die Uhr zeigt, dass man gerade nicht durchfahren darf. Sie wenden und ziehen langsame Kreise auf dem Stöplchensee. Ein anderes Boot liegt zum Warten vor Anker, was bei uns die Frage aufwirft, ob und wo auf unserem Boot die Ankerkette zu finden ist.

Nach 20 Minuten geht die Fahrt weiter. Der Kanal ist so eng, dass der Sinn der zeitlich abwechselnd geregelten Richtung der Einbahnfahrt deutlich wird. Das Boot tuckert anschließend ruhig durch den Griebnitzsee. Das erste Binnenschiff kommt entgegen und sorgt für etwas Aufregung. Dann folgt nach einer Fahrt durch eine Verengung die Glienicker Lanke, durch welche die Grenze zwischen Berlin und Brandenburg verläuft. Brandenburg, bzw. der Park Babelsberg liegt backbord, das zu Berlin gehörige Jagdschloss Glienicke steuerbord. Die Glienicker Brücke liegt voraus. Während des kalten Krieges wurden hier Agenten zwischen Ost und West ausgetauscht.

Schiffe auf der Havel vor der Heilandskirche in Sacrow
Schiffe auf der Havel vor der Heilandskirche in Sacrow

Auf der Havel ist allerhand los. Segelboote, Motorboote, Ausflugsdampfer, Kanus, Ruderboote, Flöße etc. sind unterwegs. Das schöne Wetter hat sie rausgelockt. Anneliese und Kunibert haben längst Vertrauen zu ihrem Boot entwickelt und bewegen sich entspannt in dem dichter werdenden Bootsgetümmel. Wir lernen schnell, dass die querkommenden Wellen von größeren Booten unser eigenes mächtig zum Schaukeln bringen und ändern dann für einen Augenblick den Kurs.

Boote auf der Havel.
Boote auf der Havel
Dichtes Gedränge bei der Pfaueninsel
Dichtes Gedränge bei der Pfaueninsel

Die Fahrt entlang der Pfaueninsel, durch den großen Wannsee und zurück bis in den Pohlesee erfolgt schon routiniert. Am südlichen Ufer des großen Wannsees liegen protzige Yachten in den Marinas. Im Strandbad Wannsee sind die ersten Badegäste. Wir tuckern gemütlich vorbei.

Ein Gedanke zu „Die erste Fahrt auf dem ‘neuen’ Motorboot

  1. Ja ja, da kommen alte Erinnerungen hoch. Unser erstes Boot damals … Viel Glück mit eurem und macht weiter!

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