2014. Sommerfest auf Valentinswerder

Auf dem langen Fährsteg im Saatwinkel am Tegeler See standen die Leute bereits dicht gedrängt vom Ufer bis zur Spitze. Die Fähre Odin IV war laut Fahrplan für 15:30 Uhr angekündigt. Üblicherweise wurden die Zeiten genau eingehalten, doch die Fähre kam nicht. Werner Haberkern hatte zum alljährlichen Sommerfest auf die Insel Valentinswerder eingeladen. Eine gutbürgerliche Schar hatte sich aufgemacht, daran teilzunehmen. Das Ausbleiben der Fähre verwunderte die Leute, doch waren sie gut gelaunt und hatten ein Thema, um sich miteinander zu unterhalten. Das Wetter war schön und eigentlich war es egal, ob man sich auf dem Steg am Wasser oder auf der Festwiese der nahegelegenen Insel unterhielt. Man erfuhr einiges. Der Anlass wurde von anderen Insulanern genutzt, um auf den von ihnen gepachteten Grundstücken ihrer eigenen Feiern zu veranstalten. Der an diesem Tag bestehende kostenlose Fährdienst machte es möglich.

Allmählich zückten einige Wartende ihre Mobiltelefone und riefen jemanden auf der Insel an. “Wo bleibt die Fähre?”, lautete die Frage. Dann kam ein Fahrzeug mit zwei Herren an Bord zum Steg. Sie winkten eine Handvoll Leute an Bord, gute Bekannte oder Freunde, doch andere nahmen sie nicht mit, obwohl drei oder vier Gäste Platz gefunden hätten. Das Erscheinen dieses speziellen Bootes für VIP-Gäste ließ die Vermutung aufkommen, dass die reguläre Fähre in nächster Zeit nicht auftauchen würde.

Wann kommt die Fähre Odin IV?
Wann kommt die Fähre Odin IV?

Meine Freunde wiesen mich auf mein Boot hin, das unweit am Steg einer benachbarten Marina lag. “Lass uns damit rüberfahren.”, meinten sie. Ich zog los, um es klarzumachen. Kaum war ich dort angelangt und hatte damit begonnen, die Persennig zu öffnen, erschien die Fähre. Mein Boot zu schließen und danach zum Fährsteg zu laufen, um noch an Bord zu kommen, hätte ich zeitlich nicht geschafft.

Gute gelaunt trotz ausbleibender Fähre
Gute gelaunt trotz ausbleibender Fähre

Ich lief aus, sah, dass meine Freunde auf dem Fährsteg geblieben waren und fuhr hin. In diesem Moment kreuzten dicht beieinander drei Segelboote das schmale Gewässer und der Ausflugsdampfer MS Berlin gesellte sich zu ihnen. Erst als sie weg waren, konnte ich anlegen. Eine weitere Frau saß auf dem Steg und wir boten ihr eine Mitfahrt nach Valentinswerder an. Sie hatte einen großen Blumentopf, Gepäck, einen Hund und eine Kühltasche dabei. Klar wollte sie mit, doch sollten ihre beiden Jungs auch mit, meinte sie und lief los, um sie zu holen. Sie erwiesen sich als ältere Herren im Rentenalter. Kaum waren sie an Bord, hielt ein Segelboot Kurs auf unser Boot. Das Segel stand so, dass der Segler uns nicht sehen konnte. Erst ganz dicht neben uns wendete es und den Blicken der älteren Damen in der Pflicht war anzusehen, dass die Fahrweise ihres hochbetagten Skippers ihnen einen mächtigen Schrecken eingejagt hatte. Auf unserem Boot bestand die Dame darauf, uns jeweils ein kleines Stück Pizza zu geben. Sie holte einen Teller aus dem Holzverschlag und kramte in ihren Plastikschüsseln. Wir legten uns längsseits an die oben erwähnte Privatfähre, um die Fahrgäste von Bord zu lassen. Mit einem Freund fuhr ich weiter, um eine Anlegestelle zu suchen.

Werner Haberkern mit Gästen
Werner Haberkern mit Gästen

Wir fanden einen Steg, auf dem einige Inselgäste begeistert Anteil am Anlegemanöver nahmen. Bevor das Boot festgemacht war, wussten wir bereits, woher sie kamen. Zweifellos hielten sie uns für einen Teil des Unterhaltungsprogramms. Wir machten uns auf den Weg zur Festwiese und betrachteten die interessanten Behausungen der Insulaner.

Auf der Festwiese gab es diverse Stände mit Kuchen, Grill und Getränken. Eine Band spielte auf der Bühne. Begeistert tanzte eine Schar kleiner Mädchen zur Musik.

Tanz zur Kapelle
Tanz zur Kapelle

Der kleine Strand war dicht belagert. Alle Sitzgelegenheiten und Tische im Freien waren besetzt. Nach einer Weile ergatterten wir eine Bank und sahen dem Treiben zu. Der Gastgeber Werner Haberkern schüttelte freundlich die Hände seiner Gäste, die ihn kannten. Er brauchte sich nicht um Gesprächspartner zu kümmern. Genügend Menschen in seiner Umgebung warteten darauf, an der Reihe zu sein. Mit allen wechselte er freundliche Worte, obwohl ihm vermutlich viele der Anwesenden persönlich gar nicht bekannt waren.

In der Mitte der Insel gab es ein Rondell. Hier kreuzten sich zwei breite Wege. Auf dem runden Platz standen Holzbänke mit Plaketten ihrer Stifter vor gepflegten Hecken.

Vorstellung einer Skulptur von Tina Schwichtenberg
Vorstellung einer Skulptur von Tina Schwichtenberg

An diesem Ort wurde den Gästen eine Bronzeskulptur der Bildhauerin Tina Schwichtenberg durch eine Laudatio ihres Mannes vorgestellt. Sie trug den Namen ‘Zensiert 2014’. Die Künstlerin war anwesend. Werner Haberkern war sichtlich erfreut.

Tina Schwichtenberg und Werner Haberkern
Tina Schwichtenberg und Werner Haberkern

Wir spazierten noch ein wenig auf der Insel und begegneten diversen anderen Gästen. Alle begrüßen sich freundlich und schienen den Aufenthalt zu genießen. Mein Boot lag noch an dem privaten Steg, dessen Besitzer offenbar keinen Anstoß daran genommen hatte und wir fuhren zurück zu meinem Hafen. Dort war die Musik des Abendprogramms auf Valentinswerder gut zu hören.

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