Berlin. Mittendrin und ganz weit weg, so kann man die Inseln des Tegeler Sees hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Hauptstadt beschreiben. Abgeschnitten vom Straßennetz und ohne Einkaufsmöglichkeit sind sie Rückzugsorte für Eingeweihte, die sich dem Trubel des städtischen Lebens entziehen möchten. Die Insel Valentinswerder befindet sich seit 1874 im Besitz einer Familie. Der jetzige Eigentümer, der Bremer Werner Haberkern, hatte zu einem Sommerfest eingeladen.
Es wurde im Vorwege überschattet durch die Einstellung des langjährigen Fährdienstes, aber es war dem Gastgeber gelungen, für diesen Tag eine Lösung zu finden. Wie in alten Zeiten gewährleistete die Personenfähre Odin IV den Transport der Gäste aus Spandau, Tegelort und Saatwinkel zur Insel. Zusätzlich sah man kleine Boote, die Gäste brachten.

Das Wetter war eine echte Herausforderung. Mit 34° im Schatten herrschte eine Bruthitze. Wohl denen, die Badesachen dabei hatten. Sie konnten kühlende Bäder nehmen. Der kleine Strand an einem Gewässerabschnitt, der den Fluss Havel mit dem Tegeler See verbindet, war von den Glücklichen, die sich richtig auf die Situation eingestellt hatten, bis in die Abendstunden der bevorzugte Aufenthaltsbereich. Im Wasser planschten viele Kinder und Erwachsene.
Die anderen Gäste hatten sich erst mal zu akklimatisieren, was ihnen mehr oder weniger gelang. Während einer an der Grenze zum Kreislaufkollaps zur Reglosigkeit erstarrt war, holte sich sein Sitznachbar einen Gyrosteller mit einem großen Becher kühlen Biers, genoss Speis und Trank mit Behagen und meinte: “Lecker!”

Auf der Wiese befanden sich mehrere Stände, an denen Getränke und Speisen angeboten wurden. Es gab eine Bühne mit Livemusik. Ein großes Zeltdach schützte eine größere Anzahl Biertische und Bänke vor Regen, der bis auf wenige Tropfen glücklicherweise ausblieb. Dahinter unterhielt ein Gauklerduo die zahlreichen Kinder mit rotierenden Tellern auf Stäben und anderen Geschicklichkeitsübungen. Die Kleinen wurden einbezogen. Sie waren fasziniert und begeistert zugleich. Später lagen in dem Abschnitt der Wiese viele der dazu nötigen Utensilien auf dem Gras und wurden von den Kindern und Erwachsenen gerne zur eigenen Unterhaltung verwendet. Maria Montessori hätte ihr Freude daran gehabt.

Werner Haberkern hatte diverse Freunde aus seiner Heimatstadt eingeladen. Das Sommerfest bot den Mitgliedern des Vereins ‘Bremen kommt e.V.’ einen Anlass zu einem Abstecher in die Hauptstadt. Der Verein setzt sich für die Förderung und Entwicklung seiner Stadt ein, wofür gute Kontakte zu den in Berlin ansässigen entscheidenden Akteuren in der Wirtschaft und Regierung von großer Bedeutung sind. Sie versammelten sich zu einer fröhlichen Runde in einem offenen Zelt mit der Aufschrift ‘Bremen kommt’ auf der rückwärtigen Plane.
Das gutbürgerliche Publikum war mit einem erstaunlich hohen Anteil Kinder vertreten, die dank der Badestelle und den Gauklern bestens unterhalten wurden. Hier gab es keine Autos und jeder passte auf jeden auf. Die Kinder hatten Narrenfreiheit. Tagsüber war die Festwiese ihr unangefochtener Spielplatz.
Nicht nur Bremer und Berliner waren anwesend. Englisch, Spanisch und Französisch war zu hören. Zweifellos Multikulti, wenngleich in einer anderen Zusammensetzung als im gewöhnlichen Berliner Straßenalltag.
Auf den alleenartigen Wegen, die an einem zentralen Platz, dem Rondell, zusammentrafen, standen einige Bänke mit weißen Sonnenschirmen. Es muss an der Hitze gelegen haben, dass sich die meisten Gäste das Wandeln und Verweilen auf diesen Wegen ersparten. Ihnen entging die interessante Mischung aus Villen, Lauben und Wohnwagen in einer überwiegend naturbelassenen Umgebung. Einige Gebäude waren Sehenswürdigkeiten. Dazu zählte ein Haus mit einer spiegelnden metallenen Fassade mit der Aufschrift: “Stay hungry, stay foolish”.

Zurück zur Festwiese. Für die Anwesenden, die tagsüber gelegentlich eine Abkühlung im Wasser genießen konnten, war die Veranstaltung ein voller Erfolg. Jung und Alt hatten Spaß. Kleine Kinder tanzten zur Jazz Musik, die eine Band spielte. Junge Mädchen übten sich im Radschlagen. Ein kleiner weißer Hund schaute interessiert zu.
Abends verschwand die Sonne hinter den Wolken. Keiner vermisste sie und die Band wechselte. Zweimal spielten die folgenden Musiker im Rahmen eines Soundchecks ‘Juanita’, machten eine Pause, zogen sich um und erschienen mit einer Sängerin, die gekonnt einen Song von Norah Jones sang.

Zwei pfiffige Jungs nutzten die Gelegenheit, einen eigenen Stand zum Verkauf von Getränken aufzubauen.

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