Oxly Boote

Im Boot vom Sturm überrascht

Regenwahrscheinlichkeit gering, nur mäßige Schauer. Denkste!

Bei Unwetter im Motorboot auf der Havel

Thomas Gade © 14. 6. 2011

Es sollte eine Fahrt nach Werder werden. Kurz vor der Glienicker Brücke fielen die ersten Tropfen. Na ja, das wird gleich aufhören, dachten wir. Der Wetterbericht hatte im schlimmsten Fall einige mäßige Schauer vorhergesagt. So dicht sahen die Wolken auch nicht aus. Unter der Glienicker Brücke hatten einige Sportboote aufgestoppt und verharrten in der Nähe der Pfeiler. Hier waren sie vor dem Regen geschützt. Wir fuhren mit sehr langsamer Fahrt (2 Knoten) weiter. Der Regen nahm zu. Längst brannten unsere Navigationsleuchten. Allmählich merkten wir, dass es sich hier nicht um ein kurzzeitiges Ereignis handelte. Das Verdeck bot Schutz, aber an den offenen Seiten kam allmählich reichlich Wasser ins Boot. Die Seitenteile wurden eingehängt, was die Sicht nach achtern durch die regennassen transparenten Folien erheblich verschlechterte. Kanus und Ruderboote mit klatschnassen Insassen kamen uns durch den Regenvorhang entgegen. Erstmals kamen unsere alten Scheibenwischer mit ihren abgenutzten Blättern zum Einsatz. Erstaunlicherweise erwiesen sie sich als äußerst hilfreich. In diesem Revier kann man sich im Sportboot mit 0,65 Meter Tiefgang glücklicherweise weit außerhalb der Fahrrinne aufhalten, was wir taten, um aufkommenden Fahrgastschiffen nicht im Wege zu sein. Durch die schlechte Sicht nach achtern hätten wir sie möglicherweise zu spät bemerkt.


Fahrt in den Regen

Es platterte immer heftiger. Vage Erinnerungen an korrektes Verhalten bei unsichtigem Wetter kamen hoch. Mussten wir ankern? Gar nicht so einfach, wenn man nicht darauf vorbereit war. Der Anker lag vorne, die Kette mit dem Tau aber im Boot. Einer von uns wäre bei den Vorbereitungen sehr nass geworden. Der Berufsschiffahrt waren wir nicht im Weg und zu zweit konnten wir die Umgebung gut nach weiteren Sportbooten absuchen. Also weiter. Nur wenige, hauptsächlich Segelboote, waren unterwegs. In Ufernähe ankerten diverse Yachten. Einige Tropfen Wasser drangen durch das Verdeck; an den Aluminiumstreben, die den Stoff hielten, rann etwas Wasser herunter. Der Stoff musste imprägniert werden. Wir lernten unser Boot besser kennen.

Bei der Pfaueninsel konnten wir die Fähre durch den Regen erkennen. Sie fuhr ständig hin und her. Was sollte das? Bei dem Sauwetter gab es kaum Menschen, die von einem Ufer an das andere übersetzen wollten. Die Fähre war neu. Die alte war ausgemustert worden. Vermutlich wollte der Fährmann seine neue Fähre 'Louise', die seit dem 6. Juni 2011 eingesetzt wurde, einfahren oder das An- und Ablegen üben. Im prasselnden Regen passten wir einen günstigen Moment ab und fuhren weiter. Kurz vor dem Wannsee ließ der Regen endlich nach. Während wir noch betreufelt wurden, war Kladow bereits regenfrei und der Himmel wurde allmählich heller. Ein rotes Boot der Feuerwehr fuhr mit Funkellicht weiter vorne vorbei.

Der Regen hörte auf. Die Rudergängerin hatte die Regenfahrt mit schlechter Sicht und manchen durchsickernden Tropfen erstaunlich gelassen hingenommen. Die Fahrt machte ihr Spaß. Das Strandbad Wannsee lag backbordseitig verlassen. Vor wenigen Tagen hatten wir es bei schönsten Sonnenschein voller Menschen gesehen. Nun war niemand dort.


Strandbad Wannsee ohne Besucher

Steuerbord kam die Sonne durch, backbord sahen wir einen Regenbogen. Vor der Wannseebrücke, saß ein Reiher auf dem Verkehrszeichen und beobachtete unsere Fahrt darunter in den kleinen Wannsee. Sein Gefieder zeigte durch den Regen eine intensive Farbe. Wir meinten zunächst, einen Silberreiher entdeckt zu haben. Im Kleinen Wannsee machten sich die Boote von den diversen Rudervereinen erneut auf, um das Gewässer zu nutzen. In einem Verein schmauchte der Kugelgrill. Dort kam heute kein Boot mehr ins Wasser. Die Luft roch frisch und gut. Die Sonne wärmte und trocknete schnell das feuchte Verdeck. Am Ufer eines schönen Grundstücks mit einer imposanten Villa legte ein Tretboot ab. Das gut gekleidete Paar hätte ohne weiteres mit einer kostbaren Yacht losfahren können, war aber cool genug, ein Tretboot mit Liegestühlen aus einem extra dafür bestimmten kleinen Hafen, der um ein Vielfaches teurer war als das simple Boot, zu manövrieren, um auf dem kleinen Wannsee zu fahren. Echtes Understatement und sehr sympatisch. Bei unserem Bootliegeplatz erwartete uns ein Schwan mit seinem Küken. Auf einem Holzpfeiler saß ein Reiher.


Der Graureiher begleitete das Boot.

Alle Fotos: Thomas Gade

Kommentare:

H. Peters
14. Juni 2011 at 12:21 · Das Foto vom Reiher ist gut gelungen. Habt ihr das selber ausgenommen? Respekt!

Tanja
16. Juni 2011 at 16:19 · Da hilft manchmal der beste Wetterbericht nicht. In dem Fall kann man nur ankern oder so, wie ihr es gemacht habt, weiterfahren, wenn das Revier es zulässt. Es gibt Gebiete, da würde ich nicht bei schlechter Sicht außerhalb der Fahrrinne fahren. Auf der Havel bei Berlin ist das sicherlich bei geringem Tiefgang und Tiefenmesser kein Thema. Der fliegende Reiher gefällt mir auch gut. Weiterhin gute Fahrt. LG Tanja