Oxly Boote

Erwischt auf dem Templiner See.

"Stoppen Sie und kommen Sie längsseits!"

2012 © Thomas Gade

Wir waren mit unserem neu erworbenen Verdänger aus der Hand eines alten Rentnerpaares auf dem Templiner See bei Potsdam unterwegs. Das Tuckern unseres Dieselmotors, die gemächliche Fahrt unseres Bootes, die geringe Anzahl Fahrzeuge auf dem Wasser und das leise Plätschern hatten einen beruhigenden Effekt. Ich saß in der Plicht des Bootes und arbeitete am Tauwerk, das ich aus den verschiedenen Stauräumen des Boots herausgekramt hatte. Einige Taue sahen alt und verbraucht aus. Sie wurden ausgemustert. Bei anderen Leinen waren die Enden am Aufdröseln. Sie wurden ordentlich mit Takelgarn umwickelt und einige neu verschmolzen.

Meine Begleiterin, die am Steuer des Bootes saß, guckte manchmal rüber. Wir fuhren wegen des Windes leeseitig auf dem Templiner See, um möglichst ruhiges Fahrwasser zu haben. Dabei hatten wir nicht aufgepasst und waren versehentlich in eine Wasserfläche geraten, die weiträumig mit Tonnen gesperrt war. Das war nicht gut, aber auch nicht mehr zu ändern. Ein Kurs nach steuerbord, um seitwärts rauszukommen, wäre nicht kürzer gewesen als das verbleibende Stück weiterzufahren. Da dort keinerlei Aktivitäten stattfanden, beunruhigte es uns nicht sehr. Irgendwo meinte ich gelesen zu haben, dass dieses Gebiet nur während des Trainings und den Wettkämpfen gesperrt wurde. Wir diskutierten über diese Situation. Es war nichts passiert. Nächstesmal würden wir besser achtgeben. Die Fahrt ging ruhig weiter.

Auf einmal wurden wir von achtern angerufen. Die Wasserschutzpolizei kam angerauscht. Sie hatte uns erwischt. Woher war die so plötzlich aufgetaucht? "Stoppen Sie und kommen Sie längsseits!"


Boot der Wasserschutzpolizei in Potsdam im Bundesland Brandenburg.

Auf der Konsole über dem Steuerrad befand sich ein fest eingebautes UKW-Funkgerät vom Vorbesitzer, das wir mangels Funklizenz gar nicht an Bord haben durften, wie wir erst vor wenigen Tagen erfahren hatten. Es schien mir ein echter Blickfang zu sein. Meine Begleiterin begab sich nach vorne, um eine Leine bereit zu halten. Ich übernahm das Steuer, stoppte auf und versuchte rückwärts an das Boot der Wasserschutzpolizei heranzukommen. Das war ein Fehler mit diesem Bootstyp. Mit starrer Welle fährt man einen Kreis, kommt hinter das Polizeiboot und fährt vorwärts ran, so wie im Manöver 'Mann über Bord'. Die Polizei erkannte unser Problem.
"Bleiben Sie liegen, wir kommen längsseits."
"Vielen Dank!", dachte ich und konnte aufhören, mich mit dem Steuerrad und dem Schalthebel zu beschäftigen. Wir ließen die Fender runter und reichten dann unsere Taue rüber, die von zwei Polizisten angenommen wurden. Ich räumte sofort ein, dass wir im abgesperrten Gebiet gefahren waren; wir hatten nicht aufgepasst. Die Polizisten nahmen freundlich zur Kenntnis, dass sie uns nicht groß zu belehren hatten.
Die Papiere und Kennzeichen wurden geprüft. Wir mussten 20 € bezahlen. Die Herren hatten schnell erkannt, dass sie es mit Neulingen zu tun hatten. Beim Trennen der Boote meinten einer, dass wir noch einiges lernen müssten, dann würden wir uns wohl nicht wiedersehen. Wir erhielten zwei Broschüren. 'Leinen los!' von der Polizei Land Brandenburg und 'Wassersport im Osten 2011' vom Wirtschaftsverband Wassersport e.V. Berlin. Beide waren informativ und lesenswert, doch stellten wir das erst später fest. Noch beschäftigte uns die aktuelle Situation.
Die Polizisten wünschten uns eine gute Fahrt und wiesen uns auf einen sich nähernden Ausflugsdampfer hin, den wir wegen des davor liegenden Polizeibootes nicht sehen konnten.


Seilfähre am Kiewitt in Potsdam

Einen Schreck reicher und 20 € ärmer fuhren wir stromabwärts nach Potsdam. Vor uns tauchte eine Stelle auf, wo eine Seilfähre die Havel durchquerte. Das Polizeiboot blieb in unserer Nähe. Offenbar wollten die Polizisten sehen, ob wir mit der Seilfähre klarkamen. Doch mehr als langsam ranzufahren, zur Fähre zu blicken und zu gucken, ob sie fährt, konnte man nicht machen. Sie gab vor der Abfahrt kein Signal, aber ein anderes großes Sportboot fuhr unbehelligt weiter und wir rasch hinterher. Das Polizeiboot drehte ab.

Das war sie also, die erste direkte Begegnung mit der Wasserschutzpolizei.