Barometer kontra moderner satellitengestützer Wetterstation

Die Vorbesitzer unseres Bootes hatten ihren maritimen Sinn mit entsprechenden Asseccoires zum Ausdruck gebracht. Dazu gehörte ein Barometer, das schon lange nicht mehr geeicht war und eine Uhr, die meistens nicht ging. Das Hygrometer zeigte gelegentlich 100% Luftfeuchtigkeit an. Die messingfarbene Beschichtung der Blechhüllen hatte stellenweise Aufwerfungen.  Es gab also Gründe genug, sich von dem plagiativen Plunder zu trennen.

Barometer
Maritimes Ambiente: Messingfarbene Instrumente und Tampen

Bei Karstadt entdeckte ich Wetterstationen. Erstaunlicherweise wurden einige mit einem roten Banner mit der Aufschrift ‘Weltneuheit’ angepreist. Wieviele Produkte hatte man im Laufe der Geschichte schon mit diesem Begriff beworben?

Aber die Verpackung versprach mehr: Diese Wetterstationen wurden nicht über kleine Geräte, die draußen lagen und über Funk Daten meldeten, mit Infos versorgt, um daraus irgendwelche fragwürdigen Prognosen zu entwickeln, sondern erhielten per Satellit aktuelle Wettervorhersagen. Schöne Sache, aber da lagen so viele verschiedene Versionen rum.  Zweimal zog es mich dorthin. Welche sollte es sein? Eine mit regionaler Unwetterwarnung geriet immer mehr in den Fokus, aber sie blieb erstmal im Regal.

Das olle Barometer lag derweil bei mir im Flur auf dem Schuhschrank. Dort wurde es von dem zweiten Besatzungsmitglied entdeckt. Sie hatte vorher wenig Interesse an der technischen Ausrüstung des Bootes gezeigt, aber gerade im Theoriekurs zum Sportbootführerschein Binnen das Thema Wetter abgehandelt. Daher erlangte das alte Barometer ihre Aufmerksamkeit und die unter der Skala stehenden Wörter ‘Regen’, ‘Veränderlich’ und ‘Schön’ bekamen einen hohen Wahrheitsgehalt, der nicht in Zweifel zu ziehen war. Dieses Barometer zeigte nicht nur den Luftdruck an sondern konnte präzise das Wetter vorhersagen, galt nun. Meine Einwände wurden überhört und der Hinweis, dass ich gleich die neue Wetterstation von Karstadt mit viertägiger Wettervorhersage von einem modernen Wetterdienst abhole, wurde mit stummer Nichtbeachtung quittiert. Von nun an wurde stündlich leicht auf das Glas geklopft, um die Bewegung des Zeigers zu unterstützen. An allen Orten in der Wohnung war es zeitweilig zu finden. An eine Entsorgung war nicht mehr zu denken.

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