Motorausfall auf dem Boot

Über den Sinn von Inspektionsluken braucht man nicht lange zu diskutieren. Dahinter befinden sich Dinge, die gelegentlich begutachtet und gewartet werden. Im Fall eines technischen Schadens gewährleisten sie, dass die relevanten Stellen erreichbar sind. Umso mehr erstaunt es, wenn eine Werft in ein Boot direkt über der Inspektionsluke zum Tank einen Holzkasten mit integriertem Kühlschrank baut. Wie, bitte schön, kommt man im Bedarfsfall an den Tank, wenn er zugebaut wurde?

Kühlschrank im Boot
Kühlschrank im Boot

Während dieser Wassersportsaison ließ mich mein Boot mehrmals im Stich. Unterwegs ging der Motor aus. Es gab reichlich Vermutungen und Thesen über die Ursache meinerseits und von Bootkollegen. Zuerst nahm ich an, dass der Motor nicht ausreichend gekühlt wurde und eine Einrichtung ihn ab einer bestimmten Temperatur ausschaltete. Der Impeller war seit Jahren nicht gewechselt worden. Er wurde ausgetauscht. Bei der nächsten Fahrt passierte es wieder. Der Motor ging aus. Vielleicht war der Kraftstofffilter verstopft? Auch er befand sich seit vielen Jahren in seinem Gehäuse und wurde ersetzt. Bei der Gelegenheit lernte ich die Entlüftungsschraube kennen, die noch häufig eine wichtige Rolle spielen sollte. Jedes Mal wenn der Motor erneut ausging, schraubte ich sie heraus und stellte fest, dass der Pegel im Becher des Kraftstoffs stark gesunken war. Wie kam die Luft in das System? Irgendwas bremste den Kraftstofffluss. Also wurde der uralte Wasserabscheider geöffnet, in dem sich unten eine circa 2 cm bräunliche Pampe angesammelt hatte. Das Boot hatte keinen Kraftstoffhahn. Nach dem Öffnen des Wasserabscheiders war seltsamerweise kein Diesel aus dem Kupferrohr geflossen. Da dessen Öffnung tiefer war als der Boden des Tanks, hätte Diesel ausfließen müssen. Mit einem Bootskameraden diskutierte ich den Sachverhalt. Wir vermuteten, dass das Kupferrohr welches von den Erbauern des Schiffes nicht direkt zum Wasserabscheider geführt wurde, sondern vorher ein waagerechtes, ca. 80cm langes U bildete, das sonst sinnlos erschien, gebremst wurde. Doch schon früh hatte es Überlegungen gegeben, dass im 60 Liter Tank etwas nicht stimmte. Leider konnten wir ihn nicht inspizieren. Wir verwendeten einen Dieselzusatz, der die Veränderung des Treibstoffs durch Bakterien verhinderte. Die Flüssigkeit, die bei dem Motor ankam, war stets transparent und klar mit leichtem Gelbstich, so wie Diesel sein sollte. Daher schien ein Problem mit dem Tank nicht unbedingt die Ursache der Motorstopps zu sein.

Kühlschrank beim Ausbau
Beim Ausbau

Mal fuhr das Boot eine halbe Stunde ohne zu mucken und irgendwann ging der Motor wieder aus. Eines Tages bekam ich ihn nicht mehr zum Laufen. Die Batterie schwächelte nach mehreren Startversuchen und ein kleines Motorboot schleppte mich ein paar 100 Meter bis zu meinem Hafen.

So konnte es nicht weitergehen. Ich löste den Treibstoffschlauch vom Motor, verlängerte ihn mit einem halben Meter sauberen Schlauch und blies rein. Aus dem Tank war ein Gluckern zu hören. Dann setzte ich eine Gummipumpe an den Schlauch und betätigte sie oft. Es sollten einige Liter durchfließen, um alle etwaigen Luftblasen, die sich in der Treibstoffzufuhr befanden, mitzuziehen. Erstaunlicherweise förderte die Pumpe keinen Diesel. Daraufhin saugte ich am Schlauch. Im transparenten Endstück hätte ich den Treibstoff rechtzeitig gesehen, um ihn nicht zu schlucken. Doch ließ sich nichts ansaugen. Das Problem musste im Tank sein.

Es gab keinen anderen Weg, als den fest eingebauten Kühlschrank auszubauen, in der vagen Hoffnung, dass sich darunter eine Inspektionsluke befand. Im schlimmsten Fall hätte ich die Holzdecke aufsägen müssen. Der Rest des Bootes sollte nicht zu Schaden kommen und in der engen Pflicht dauerte es lange, bis der Kühlschrank ausgebaut war. Überall lagen kleine Styroporflocken herum. Unten tauchte tatsächlich die erhoffte Öffnung auf. Zwischen zwei Styroporplatten lag sogar eine Holzplatte zum Abdecken der Luke. Was hatten sich die Bootsbauer dabei gedacht?

Inspektionsluke unter dem Kühlschrankfach
Inspektionsluke unter dem ehemaligen Kühlschrankfach

Endlich konnte der Deckel mit dem Rohr der Treibstoffzufuhr abgeschraubt werden. Es stellte sich heraus, dass ein Metallsieb am unteren Ende von einem glänzenden Schleim umgeben war, der das Sieb verstopfte. Kein Wunder, dass dem Motor die Puste ausging. Er bekam zu wenig Treibstoff.

Ich ließ ein Rohr mit einem Schlauch hinunter auf den Grund des Tanks und saugte den Bodenbelag weg. Eine trübe gelbliche Brühe floss in eine transparente Flasche und am Boden setzte sich eine dunkelbraune Schicht ab. Nach einer Weile schien das Gröbste abgesaugt worden zu sein. Im transparenten Schlauch war sauberer Diesel.

Verstopftes Sieb am Treibstoffrohr
Verstopftes Sieb am Treibstoffrohr

Das Treibstoffrohr mit Sieb wurde mit einer Nitroverdünnung gereinigt und erneut an seinen alten Platz montiert. Um Nägel mit Köpfen zu machen, ersetzte ich den alten Wasserabscheider gegen einen neuen mit austauschbarem Filter und Schauglas zur Kontrolle des Diesels. Mit der Gummi-Kraftstoffpumpe saugte ich am Schlauchende, das direkt mit der Pumpe am Motor verbunden werden sollte, solange, bis Diesel austrat und befestigte ihn danach an seinem vorgesehenen Platz. Die Lüftungsschraube am Kraftstofffilter wurde ein Stückchen heraus gedreht. Dann pumpte ich mit dem kleinen Hebel an der Kraftstoffpumpe, bis aus der Entlüftungschraube Diesel austrat und schraubte sie zu. Das wiederholte ich mit der Entlüftungschraube an der Einspritzungspumpe.

Der Motor wurde gestartet. Er sprang an und nach mehrmaligem hin und her Schiebens des Gashebels lief er konstant auf den eingestellten Drehzahlen. Es war abends und die anderen Bootseigner waren bereits zuhause, so dass der Motor unbeanstandet eine knappe Stunde laufen konnte. Niemand beschwerte sich. Im Boot sah es aus wie Sau und stank nach Diesel. Mehrere Mülltüten brachte ich zum Auto, das wenige Tage zuvor beim TÜV war und deswegen ungewöhnlich leer und sauber war. Das Boot sorgte dafür, dass dieser angenehme Zustand nicht lange erhalten blieb.

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