Test einer Automatikweste

Der Handel für Bootszubehör möchte, dass die Kunden ihre Automatikwesten alle zwei Jahre zur Inspektion geben. Der Spaß ist teuer und bringt Geld in die Kasse. Auf vielen Booten sind solche Rettungswesen vorhanden und werden nie getragen. Sie liegen oder hängen jahrelang trocken in Stauräumen und sind keinen mechanischen Belastungen ausgesetzt. Das Material ist robust. Sind die zweijährigen Inspektionen nötig?

Auf den Gewässer in Berlin sind sie selbst auf den Booten der Feuerwehr, Wasserschutzpolizei oder den Rettungsbooten des DLRG und des ASB kaum zu sehen. Die Besatzungen der Boote des Technischen Hilfswerks und der Wasserwacht des DRK tragen welche.

Auf privaten Motorbooten sind sie eine seltene Ausnahme, doch einige Segler tragen eine. Kurzum, die meisten Rettungswesten werden so selten getragen, dass keine Abnutzung des robusten Gewebes zustande kommt.

Was kann ausfallen? Automatikwesten haben eine Gaspatrone und einen Mechanismus, der sie nach dem ins Wasser Fallen öffnet. Er wird durch eine wasserlösliche Salztablette blockiert. Salz ist hygroskopisch und zieht Feuchtigkeit aus der Luft an. Theoretisch zersetzen sich diese Salztabletten durch die Umgebungsfeuchtigkeit. Sollte das passieren, wird die Rettungsweste aufgeblasen. Dann sind die Gaspatrone und die Salztablette auszutauschen. Über mehrere Jahre habe ich das weder auf meinem Boot erlebt noch von diversen Bootsfreunden in Berlin, Brandenburg und in Mecklenburg-Vorpommern gehört.

Mit automatischer Rettungsweste im Wasser
Mit automatischer Rettungsweste im Wasser

Ein Argument für das regelmäßige Prüfen der Rettungswesten lautet, dass das Material spröde wird. Mag sein, doch beim visuellen und taktilen Vergleich von neuen und über 10 Jahren Rettungswesten alten, konnten wir keinen Unterschied feststellen.

Wir machten einen Test mit einer Secumar Rettungsweste aus dem Jahr 2003. Im Jahre 2005 wurde sie gewartet, doch später nicht mehr. Der Vorbesitzer hatte eine Handvoll Patronen und Salztabletten gekauft. Kaufrausch und Sicherheitsfimmel mögen dafür Pate gestanden haben. Die Teile sind sehr teuer. Eine 32g Patrone und zwei Salztabletten von Secumar kosten stolze 25 €. In den Blisterpackungen sind die Salztabletten nicht mal luftdicht verpackt und können bei Lagerung in Räumen mit hoher Luftfeuchtigkeit unbrauchbar werden.

Der Bauchgurt der Rettungweste ist stramm anzulegen, damit sie im Wasser nicht nach oben rutscht. Am sichersten sind Rettungswesen mit einem Gurt, der zwischen den Beinen hindurch von der Brust zum Rücken angelegt wird.

Nach dem Plumps ins Wasser dauerte es keine drei Sekunden bis sich die Weste aufblies. Das grelle Gelb des Luftkörpers war gut zu sehen. Es wurde einige Minuten mit der aufgeblasenen Weste geschwommen, was am besten in Rückenlage ging.

Dann lag sie eine Stunde in der prallen Sonne an Deck und blieb anschließend zwei Tage im aufgeblasenen Zustand an Bord. Nach 24 Stunden war sie längst nicht mehr stramm aufgeblasen, aber größtenteils gefüllt. Am zweiten Tag war viel Luft entwichen. Im Ernstfall ist das absolut ausreichend, zumal die Rettungsweste durch ein Röhrchen aufgeblasen werden kann.

Ein Gedanke zu „Test einer Automatikweste

  1. Vielen herzlichen Dank für das tolle Video. Wir können es nur begrüßen, wenn jemand einmal seine Rettungsweste ausprobiert, um zu erfahren, was ihn im Notfall erwartet und wie eine solche Rettungsweste eigentlich funktioniert (Wie schnell löst meine Rettungsweste im Wasser aus? Wie bediene ich den Mundschlauch? Wo befindet sich der Bergegurt? Wozu dient der Schrittgurt? usw.). Bitte erlauben Sie uns ein paar Bemerkungen. Auch wenn die Rettungswesten nicht oder kaum getragen werden, besteht die Möglichkeit, dass diese nicht funktionieren. 1. Die Materialien unterliegen einer natürlichen Alterung. So können zum Beispiel im Laufe der Jahre Gummidichtungen porös werden und somit nicht mehr dichten, das Schwimmkörpergewebe könnte nicht mehr zuverlässig abdichten und auch z.B. das Federsystem in der Automatik könnte in der Funktion eingeschränkt sein. 2. Die SECUMAR Auslösetabletten bestehen nicht aus Salz, sondern aus 100-prozentiger Zellulose. Die SECUMAR Auslösetabletten werden extra in den Blisterpackungen nicht luftdicht verpackt, um einen Luftaustausch zu ermöglichen. Die Auslösetabletten sollen sozusagen „atmen“ können. Übrigens beinhaltet eine Reservepackung zwei Auslösetabletten, um einen rechtzeitigen Austausch der Tablette (nach einem starken Regen oder nach einem langen Törn) zu ermöglichen, damit eine ungewollte frühzeitige Auslösung vermieden wird. Viele Faktoren beeinflussen die Lebensdauer sowie die Funktionalität einer Rettungsweste. Rettungswesten müssen im Ernstfall immer funktionieren. Aus diesem Grund und zur Risikominimierung empfiehlt der Fachverband Seenotrettungsmittel (FSR) eine regelmäßige zweijährige Wartung von Rettungswesten und begrenzt die Lebensdauer auf zehn Jahre, die unter Umständen verlängert werden kann. Wir wünschen Ihnen weiterhin eine schöne Saison auf dem Wasser. Das SECUMAR-Team

    Informationen bzgl. der Wartung von Rettungswesten:
    http://www.secumar.com/secumar/php/main.php?mnid=46&l=d&s=news&id=390
    FSR-Merkblatt über die Wartung und Lebensdauer von Rettungswesten:
    http://www.secumar.com/secumar/d/download/FSR_Merkblatt_Wartung_Rettungswesten_2010.pdf

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