Die Zugbrücke in Groß Köris – das blaue Wunder
Boot fahren in Brandenburg / 2011 © Ludger WimbergVerdammt, auf der Hinfahrt hab ich doch noch durchgepasst. Ehrlich. Eindeutig keinen höheren Wasserstand, das sehe ich doch immer an den morschen Balken der Zugbrücke. Und jetzt das. Batz…Ratz… hat es gemacht, das Sportverdeck war gerissen und das Gestänge lag zusammengefaltet auf dem Motor.
Ich geb zu, ich habe drei Minuten gebraucht um die Ursache dieses Auftritts herauszubekommen. Die Lösung lag nahe. Ich hatte auf der Hinfahrt nach Berlin vor drei Wochen mein Verdeck abgeklappt, mehr nicht. Darauf muss man erst einmal kommen. Mein "Wilson" passt nämlich durch diese Brücke im eingeklappten Zustand mit ganzen drei Zentimeter Freiheit nach oben.
Diese Zugbrücke stellt die wichtigste Verbindung zwischen dem alten Ortskern und dem neueren Ortsteil in Groß Körris her. Theodor Fontane notierte schon damals, dass die Durchfahrtsöffnung unter der Klappe eine lichte Breite von ca. 20 Fuß hat. Er ist 1884 mit der Yacht "Sphinx" nach Teupitz gesegelt. Auf diesem Weg musste er die Brücke passieren. Diese Zugbrücke ist die engste Stelle in der gesamten Teupitzer Wasserstraße und setzt damit Maßstäbe an alle Wasserfahrzeuge, die von Deutschlands Wasserstraßen nach Teupitz fahren wollen.

Das blaue Wunder von Groß Köris
Eine Zugbrücke soll erstmals im Zusammenhang mit dem Ausbau des Groß Köris´schen Grabens im Jahr 1749 errichtet worden sein. Im "Landbuch der Mark Brandenburg…" von 1855 wird sie als "eine hölzerne Portal-Zug-Brücke" beschrieben. Das Brückenwärterhaus wird 1860 im "Historischen Ortslexikon" erwähnt. 1945 wurde die Brücke gesprengt. Nach Kriegsende wurde zunächst eine Notbrücke errichtet. Anfang der 1950er Jahre erfolgte der Bau einer Holzbrücke. Die heutige Zugbrücke bekam der Ort 1958. Sie wurde zunächst durch Handbetrieb hochgezogen. Seit 1977 wird die Brücke durch eine elektrische Anlage betätigt. Im Jahre 2002 konnte eine gründliche Sanierung erfolgen. Die Zugbrücke gilt als historisch-technisches Denkmal. Wegen ihres leuchtend blauen Anstrichs wird sie im Volksmund gelegentlich als "Blaues Wunder von Groß Köris" bezeichnet.

öffnung: Immer zur vollen Stunde