Oxly Boote

Holzbehandlung mit altem Acryllack

Thomas Gade / Berlin - Mai 2011

Im der Kabine des alten Bootes lagen die Polster auf Holz, das schon langen keinen pflegenden Anstrich erhalten hatte. Die Unterseiten der Lukendeckel wirkten unbehandelt und hatten eine rauhe Oberfläche. Es ist angenehm, wenn man ein Boot innen schnell durchwischen kann, was mit unbehandelt wirkenden und rauhen Holz nicht gut geht, weil es Feuchtigkeit aufnimmt und einige Zeit vergeht, bis die Polster wieder darauf gelegt werden können. Da die Hohlräume unter dem Holz knochentrocken waren und es ein mehrfach verleimtes, dickes Material war, konnte man es lackieren.

Es war nicht anzunehmen, dass die Unterseiten der Lukendeckel oder von Polstern bedeckten Flächen nicht lackiert waren, um etwaige Kondensfeuchtigkeit, die von unten in das Holz gelangt, nach oben diffundieren zu lassen. Dagegen sprachen auch die Unterseiten der Polster aus dicker Kunststofffolie, die gewiss nicht atmungsaktiv sondern eine solide Feuchtigkeitsbarriere waren. Die Werft hatte hier einfach gespart.

An sich war das Thema nicht dringlich, aber im Keller fand ich eine verbeulte und äußerlich arg verrostete Dose mit angeblich klarem Acryllack. Sie musste schon viele Jahre dort liegen. Kann ja nicht kaputtgehen, dachte ich, und nahm sie mit. Die Witterung war günstig für Streicharbeiten und Acryllack torcknet rasch. Am Boot angekommen, wurden die Polster ausgeräumt und danach die Dose geöffnet. Wie frischer Acryllack sah das nicht mehr aus. Unter einer gelblich öligen Oberfläche war mit dem Rührstab eine zähe Masse ertastbar. Der Inhalt musste unter Zugabe von Wasser gründlich verrührt werden. Das dauerte eine Weile.

Erstaunlicherweise war der Lack nicht klar, wie angegeben, sondern braun und zwar verdächtig genau im selben Farbton wie die im Boot im Teak- und Mahagonie-Ton lasierten Möbel. Ich strich ein Stück Holz zur Probe und ließ es 20 Minuten in der prallen Sonne trocknen. Der Betreiber der Marina kam vorbei, sah das Brett und sagte: "Das sieht aber gut aus." Das fand ich auch. Beim ersten Anstrich blieb die Maserung voll sichtbar. Auch der zweite Anstrich verdarb diesen Eindruck nicht und erst beim dritten Anstrich bekam die Oberfläche einen zugespachteltes Eindruck. Für Oberflächen, die nicht gesehen werden, ist das akzeptabel, aber nicht für das sichtbare Holz.


Frisch gestrichen. Drei Lagen des dicken Acrylacks sind eine zuviel.

Nach dem Experiment strich ich den gesamten Holzunterbau der Polster in der Kabine zweimal und achtete darauf, den Lack mit dem Pinsel gut in die Maserung einzuarbeiten. Selbst die ungebeizten hellen Hölzer, die als Träger für die Deckel der Hohlräume fungieren, nahmen den selben Ton an, ohne zugeschmiert zu wirken. Zum Schluss wurden einige Stellen mit einem schnelltrocknenden Lack auf Kunstharzbasis überstrichen, um eine feste glänzende Oberfläche zu erhalten. Für eine schnelle Aktion war das Ergebnis super. Es wurde an einem Nachmittag erzielt, wobei der Lack danach nicht belastet wurde, sondern einige Tage Zeit hatte, um ordentlich auszuhärten. Einige Leute auf dem Bootssteg, guckten anerkennend zu den gestrichenen hölzernen Lukendeckeln rüber, die draußen auf dem Boot in der Sonne trockneten. Beim nächsten Besuch sollte die gesamte Flächen noch einen überzug aus einem (frischen) schnelltrockenenden, transparenten Lack bekommen.

Beim Streichen stellte ich mir die Frage, was mit dem alten Acryllack geschehen war. Er konnte unmöglich diesen Farbton durch die langer Alterung angenommen haben. Vermutlich wurde er bei einer früheren Arbeit mal mit brauner Farbe oder einem Farbtoner gemixt. Der Zufall wollte es, dass dieser fragwürdige Kellerfund passte.

Besser frischen Lack verwenden

Auch wenn der Einsatz eines fragwürdigen Anstrichs in dem Fall zu einem ordentlichen Ergebnis führte, ist es ratsam, anders vorzugehen. Unbehandelte Holzoberflächen, die nicht belastet werden, werden angeschliffen und mehrfach mit einem Öl wie Owatrol gestrichen, das tief in das Holz einsickert. Holz, dessen Oberfläche angefasst wird oder im Freien ist, bekommt zusätzlich zwei Anstriche mit einem guten transparenten Bootslack, dem ein wenig Owatrol beigegeben wurde.