Osmose – Gefahr oder Bagatelle?

Die Rümpfe von GFK-Booten werden aus übereinandergelegten Glasfasermatten, die durch eine Tränkung mit hart werdenden Kunstharz zu einer festen Substand werden, hergestellt. Die Außenseite ist mit dem sogenannten Gelcoat überzogen. Dieses Schichtsystem kann bei sorgfältiger Herstellung und Verwendung von guten Komponenten für die Ewigkeit bestimmt sein. Bedingt durch verschiedene Faktoren, insbesondere einer nicht optimalen Produktion und dem dauernden Kontakt mit Wasser kann Folgendes passieren: Im dem GFK gibt es Lufteinschlüsse, in die irgendwann Wasser einsickert. Das kann von außen kommen oder aus einer feuchten Bilge stammen. In diesem Zusammenhang kommt ein chemischer Prozess zustande, in dem eine säuerlich, nach Essig riechende Flüssigkeit ensteht. Dieser Vorgang deutet auf einen allmählich stattfindenden Zerstörungsprozess des GFK-Rumpfes hin. Es gibt Möglichkeiten der Osmosebehandlung, die bereits entstandene Schäden beheben und das weitere Auftreten hemmen.

Die Sonne bringt es an den Tag. Osmose
Die Sonne bringt es an den Tag. Osmose an der Unterseite eines Bootsrumpfes

Im Zusammenhang mit dem Kauf und Verkauf von gebrauchten Booten aus GFK (Glasfaserverstärkter Kunststoff) sowie ihrer Pflege spielt das mögliche Auftreten von Osmose eine wichtige Rolle. Es ist nicht so, dass ein von Osmose befallenes Boot grundsätzlich auf den Müll gehört. Viele Boote fahren jahrzehntelang sicher trotz Osmose. Wenn die Boote während der Winterzeit an Land stehen, können entsprechende Maßnahmen ergiffen werden, um die Auswirkungen des Befalls zu  minimieren. Ein Bootliegeplatzbetreiber zeigte uns Boote, die schon über 10 Jahre bei ihm lagen und von Anfang an Anzeichen von Osmose auswiesen. Einige Bootseigner kümmerten sich fast gar nicht darum. Ihre Boote erfüllten trotzdem ihren Zweck.

Dennoch, Osmose ist ein Vorgang, der den Rumpf schwächt und im schlimmsten Falle unbrauchbar macht. Der Rumpf kann an strukturell wichtigen Stellen weich werden und wasserdurchlässig. Eine Osmosebehandlung ist auf jeden Fall ratsam. Käufer von GFK-Booten sollten die Unterseite der Bootsrümpfe begutachten und auf das Auftreten von bläschenartigen Erhebungen oder einem wie zugekleistert wirkenden Überzug achten. Letzteres könnte darauf hindeuten, dass der Eigner das Boot vor dem Verkauf abgeschliffen, satt grundiert und ordentlich mit Antifouling überstrichen hat. Eventuell wurden dadurch Osmoseschäden verdeckt, vielleicht aber auch nicht. Über ältere Booten ist in den einschlägigen Kreisen bekannt, ob sie osmoseanfällig sind. Das wird in den Fachforen diskutiert. Für Kaufüberlegungen und Preisverhandlungen ist die Feststellung, ob ein Rumpf Osmose aufweist oder nicht, von großer Bedeutung. Im Zweifel sollte eine fachkundige Person zur Prüfung hinzugezogen werden. Liegt das Boot im Wasser und kann von unten nicht besichtigt werden, ist ihr Erwerb bei ‘Osmoseangst’ keine gute Idee.

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