Es war wärmer geworden, aber noch lagen die Temperaturen unter 0° Celsius und die Wettervorhersage hatte für die kommenden Tage Tauwetter angekündigt. Grund genug, eine Fahrt anzutreten, um die Situation auf den gefrorenen Gewässern zu beobachten, bevor das Eis schmolz. Mit Hilfe des ADAC konnte das alte Auto nach dem harten Frost wieder gestartet werden. Die Glienicker Brücke, die Berlin mit Potsdam verbindet und einst als Austauschlocation für Ost- und Westagenten während der Zeit des kalten Krieges bekannt wurde, war die erste Station.
Unterhalb der Brücke war das Wasser stellenweise offen, die Fahrrinne in der Havel bestand aus zusammengefrorenen Eisklumpen. Offenbar hatte hier ein Eisbrecher gewirkt. Der Blick in Richtung Sacrow und Jungfernsee zeigte eine geschlossene weisse Eisdecke. Auf der anderen Seite lag der zugefrorene Tiefe See vor dem Park Babelsberg.
Beim Bootshaus am Pohlesee war der Holzsteg dicht vom Eis eingeschlossen. Einige größere Boote lagen im Wasser. Sprudelanlagen hielten einen schmalen Rand um die Rümpfe eisfrei. Vom kleinen Wannsee aus kommend, lief ein Mann auf dem Eis des Pohlesees spazieren.
Unter der Wannseebrücke war eine kleine offene Wasserstelle, an der sich viele Wasservögel versammelt hatten. Vor den Stegen eines nahe gelegenen Sportboothafens im kleinen Wannsee hatten sich mehrere Angler auf der dicken Eisdecke des kleinen Wannsees niedergelassen und Löcher gebohrt, um zu angeln. Vor ihnen hatten sich 26 Graureiher versammelt, die auf Fische warteten. Gelegentlich warf ihnen ein Angler seine Beute zu. Dann flog ein Graureiher auf, schnappte sich den Fisch und verschlang ihn rasch. Diese sonst so scheuen Vögel brauchen offenes Wasser, um sich zu ernähren. Wenn die Gewässer über einen längeren Zeitraum zugefroren sind, verhungern die Graureiher, weil sie keine Fische fangen können. Die Angler haben offenbar nichts gegen die Gesellschaft der Vögel und versorgen sie mit ihrem Fang.
Auf dem Wannsee waren Langläufer mit Skiern zu sehen und ein Eissegler, der sein Fahrzeug mangels Wind mehr schob als fuhr. Die weit vom Ufer entfernten Spaziergänger hatten großes Vertrauen in die Tragkraft der Eisfläche.
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