Oxly Boote

Boot chartern

Urlaub mit auf dem Wasser


2014 / Thomas Gade

Wassertourismus in Deutschland

Urlaub auf dem Boot ist in. Die Akteure des Wassertourismus haben in den vergangenen Jahren viel erreicht. In den Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Berlin existiert ein großes zusammenhängendes Gewässernetz aus Flüssen, Kanälen und Seen in wunderschönen Landschaften. Große Teile der Gewässer dürfen mit größeren Charteryachten befahren werden, ohne dass jemand an Bord im Besitz eines Sportbootführerscheins sein muss. Auf den anderen Gewässern ist eine Führerscheinfreiheit bis 15 PS Motorleistung eingeführt worden.

Für den Wassertourismus ist dies ideal, doch darf die Sicherheit deswegen nicht auf der Strecke bleiben. Das Vermieten der häufig anzutreffenden Hausboote und größeren Motoryachten an Kunden ohne Sportbootführerschein ist an eine mindestens dreistündige Einweisung gekoppelt. In dieser Zeit wird ein Charterschein erworben. Reicht das zum Führen einer Motoryacht oder eines großen Hausbootes? Findet diese Einweisung in der Praxis im vorschriebenen Umfang wirklich statt?


BunBo – Sieht nicht aus wie ein Schiff, ist aber eins.

Regeln beachten

Es gibt ein paar Regeln, die jeder Motorbootfahrer kennen sollte. Motorboote sind allen anderen Booten ausweichpflichtig. Wie das auf einem 14 Meter langen Hausboot mit schwachem Außenborder realisiert wird, steht nirgendwo. Zu ‚allen anderen Booten‘ gehören auf den freien Gewässern auch Schwimmer, Treibende auf Luftmatratzen, kleine Paddelboote und  Windsurfer. Vor Badestränden kennzeichnen gelb-rot gestreifte Tonnen gesperrte Gebiete, in die Sportboote nicht einfahren dürfen. Motorbooten untereinander verhalten sich wie im Straßenverkehr; es gilt rechts vor links.

Segelboote haben Vorfahrt vor Motorbooten und vor muskelbetriebenen Booten, also Kanus, Kajaks und Ruderbooten. Einen triftigen Grund für diesen Vorteil gibt es längst nicht mehr. Hier ist längst eine Vorschriftsänderung überfällig, denn die Zeiten, in denen schwere Lastkähne unter Segel die am wenigsten manövrierfähigsten Schiffe waren, sind längst vorbei. Seit langem sind moderne Segelboote flink und wendig. Das gilt zwar nicht bei Flaute oder Gegenwind von vorne, doch dafür gibt es Motoren, die als Flautenschieber eingesetzt werden.

Berufs-, Einsatz- und Fahrgastschiffe haben grundsätzlich Vorfahrt vor allen Sportbooten. Vor Schleusen befinden sich Anleger für Sportboote. Dort haben sie festzumachen und auf die grüne Ampel für Sportboote zu warten, die nicht mit dem Verkehrszeichen für die Berufsschifffahrt verwechselt werden darf.


Anleger für Sportboote an der Schleuse Spandau

Langsam fahren ist sicherer

Niemand zwingt einen dazu, schnell zu fahren. Auf dem Wasser gibt es viele größere, offene Stellen, auf denen man sich mit einem Boot vertraut machen kann. Die Zeit sollte man sich nehmen und beim Anlegen oder in Schleusen sehr langsam fahren.

Motoren fallen aus. Entweder durch technische Probleme oder durch falsche Bedienung. Es ist wichtig, auf diesen Fall  vorbereitet zu sein. Trifft er ein, ist es von größter Bedeutung, die Schifffahrt in der Nähe auf die eigene Situation aufmerksam zu machen. Es gibt ein Schallzeichen für den Zustand der eigenen Manövrierunfähigkeit: Vier kurze Tone. Die meisten Charterboote sind mit einer Hupe ausgestattet, doch ist es sinnvoll, eine Druckluftfanfare mitzuführen. Sie kostet 10 € pro Stück und kann unter Umständen viel Gutes bewirken. Den Berufsschiffern wird klar sein, was los ist, wenn das oben genannte Schallsignal ertönt und Sportbootfahrer, die es nicht gelernt haben, werden trotzdem verstehen, dass etwas nicht in Ordnung ist.

Manöverschluck

Alkohol an Bord ist ein Thema für sich. Auf vielen Booten gehört der Manöverschluck dazu und es gibt genügend Anlässe für kreative Besatzungen. Doch gilt auch an Bord die 0,5 Promille Grenze. Der Schiffsführer darf nicht mehr intus haben. Zudem ist er für die Sicherheit seiner Fahrgäste verantwortlich und muss Alkoholpegel, die an Bord gefährlich sind, unterbinden.

Diverse Charterbetrieben bieten ihre Boote mit Grill an. Es ist klar, was an Bord passiert. Eine Gruppe läuft aus, wirft irgendwo den Anker, macht den Grill an und die Bierflaschen auf. Inzwischen gibt es spezielle Grillboote, in denen die Fahrgäste dicht nebeneinander um einen runden Tisch sitzen, in den mittig ein Grill eingelassen ist. Diese Boote sind weniger zum Ankern gedacht; sie bleiben in Fahrt.

Auf Facebook-Seiten der Anbieter werden Bilder von glücklichen Kunden auf solchen Booten gezeigt. Nicht dargestellt ist, was die Leute machen, wenn sie unterwegs pullern müssen, doch die alkoholischen Getränke sind unübersehbar. Wer glaubt, dass an Bord solcher Charterboote selten gesoffen wird, irrt. Häufig gehört das zum Programm und Charterbetriebe, die Grillboote anbieten, nehmen die daraus entstehenden Risiken für ihre Kunden, dem weiteren Schiffsverkehr und Badende billigend in Kauf.

Wer vermietet Boote?

Doch genug der kritischen Betrachtung. Der Urlaub steht an. Ein Boot soll gechartert werden. Wer vermietet welche? Im Internet wird man schnell fündig und ein hilfreiches gedrucktes Nachschlagewerk zur Orientierung ist der Revier-Almanach vom Wirtschaftsverband Wassersport e. V. Berlin, der seine Mitglieder - allesamt Anbieter am Wasser - mit knappen Angaben zur Leistung und Adressen auflistet. Das Symbol, welches einen Schlüssel über einem Boot darstellt, steht für die Yachtcharter-Bootsvermietung. Mit einem Textmarker kann man die entsprechenden Betriebe markieren und gezielt recherchieren. Der Revier-Almanach ist für eine Schutzgebühr in Höhe von zwei Euro zu haben, wird aber in vielen Marinas und auf Bootsmessen kostenlos verteilt. Er ist ein gutes Nachschlagewerk für die Bundesländer Berlin und Brandenburg. Die wichtigen Betriebe sind aufgeführt.

Wer durch das Chartern eines Bootes Lust auf den Kauf eines ebensolchen erhält, kann dem Revier-Almanach gute Tipps entnehmen. Es werden Marinas aufgelistet, aber auch Reparaturwerkstätten und Winterlager nebst Tipps zum Gebrauchtkauf von Booten.

Ist die Entscheidung für einen Bootsurlaub gefallen, stellt sich die Frage, welcher Bootstyp gemietet wird. Es gibt verschiedene Preiskategorien, die erstaunlicherweise gar nicht so weit auseinander liegen. Befassen wir uns mit motorisierten Booten für mehrtägige Fahrten. In der Hauptsaison kostet ein geräumiges Hausboot oder eine Motoryacht zwischen 1200 bis 1600 € pro Woche plus Nebenkosten für Benzin, Fäkalienentsorgung, Reinigung, Bettwäsche und Handtücher. Eine sehr große geräumige Yacht kann doppelt so teuer sein.


Reicht das wirklich für eine Woche?

Relativ kleine Flöße mit einer Holzhütte darauf kosten im Sommer knapp 800 € pro Woche. Decken und Isomatten sind mitzubringen. Für längere Touren sind notwendige Utensilien gesondert zu bestellen.


Großes Charterboot

Bei rund 1000 € Chartergebühr pro Woche fallen zusätzliche 500 € nicht so sehr ins Gewicht, dass man deswegen auf ein bedeutend komfortableres Boot verzichtet. Der preisliche Unterschied ist nicht so beträchtlich wie das Mehr an Boot, das man bekommt. Verreisen zwei Paare miteinander, sollten sie ein geräumiges Schiff zu buchen. Auf zu engem Raum, kann man sich schnell auf die Nerven gehen. Mehr Platz erhält die Freundschaft und bietet besser Möglichkeiten zur Entspannung.